Das grösste Bulli-Festival der Welt –
Schweizer Delegation sorgte für Furore
Was für eine Party: 80 000 Besucher, 6000 Bullis, Musikstars und Hollywood-Legenden. Das VW Bus Festival in Hannover (D) entpuppte sich als Paradies für alle Bulli-Fans. Und mittendrin war eine Schweizer Delegation, die auch auf der Bühne für Aufsehen sorgte.
Text, Fotos und Video Dominique Zahnd
Das Messegelände in Hannover erstreckt sich über eine Million Quadratmeter. Am Wochenende vom 23. bis 25. Juni 2023 hat es sich in den grössten Campingplatz Deutschlands verwandelt: 6000 Bullis aus 48 Ländern reisten an, darunter auch 21 VW Busse aus der Schweiz. Organisiert hatte den Schweizer «Run to Fun»-Konvoi Claude Schaub, den man als VW-Bus-Koryphäe kennt. Der Zürcher managt mit «bugbus.net» eines der beliebtesten Ersatzteil-Webportale für Bullis und Käfer.
Der Startschuss für die 775 Kilometer lange Anreise ans VW Bus Festival fiel bei der AMAG Classic in Schinznach-Bad (AG). Praktisch alle Generationen waren vertreten, vom 1953er T1-Kastenwagen bis zum elektrischen ID Buzz. Von brütender Hitze (bis zu 36 Grad im Cockpit!) und heftigen Gewitterzellen begleitet, tuckerten die 40 Bulli-Fans durch den Schwarzwald und über die Autobahn B5 bis nach Frankfurt am Main (D). Nach einer Übernachtung auf einer Ranch ging es direkt weiter nach Hannover. Die norddeutsche Stadt ist die Heimat von Volkswagen Nutzfahrzeuge und des Bulli, der Transporter wird hier seit 1956 gebaut.
Freundschaften fürs Leben
Vor Ort war alles perfekt organisiert. Die Schweizer Delegation fand schnell ihren Standplatz. Bevor er das Festivalgelände erkundete, sprach Claude Schaub über seine persönliche Bulli-Faszination: «Ich liebe das entschleunigte Reisen. Und beim Schrauben kann ich komplett abschalten.» Er ist regelmässig auf Bulli-Treffen anzutreffen, «weil man dort Freundschaften fürs Leben schliesst».
Begeistert von der familiären Stimmung beim Festival war auch Ralph Knobelspiess. Er reiste mit Freundin Melly Wörle und zwei Hunden nach Hannover – in einem Ambulanz-Bulli der Schweizer Armee. «Den Bus fit zu machen, war das letzte gemeinsame Projekt von meinem Vater und mir, bevor er verstorben ist», erzählte der St. Galler.
Der VW Bus als erste Liebe
Ein paar Meter entfernt stand ein Westfalia T2A von 1971. Marco Bucheli aus Schötz (LU) sagt über seinen Bus: «Er war meine erste Liebe. Meine grosse Liebe ist allerdings meine Frau Caro.» Sie haben Nachwuchs im Alter von zwei, vier und sieben Jahren. «Der Bulli zieht unsere Kinder wie ein Magnet an», so Caroline Bucheli. Das Paar teilt seine Oldtimer-Leidenschaft mittlerweile auch mit anderen: Es hat die Bus-Mietplattform «busfabrik.ch» geschaffen.
Neben all den Klassikern in der Schweizer Ecke des Campingplatzes fiel der moderne, vollelektrische ID. Buzz auf. Roman Vetter hatte den Ausflug nach Deutschland in einem Wettbewerb gewonnen. Auf der Hinfahrt konnte er den Elektrobus ausgiebig testen. «Das Auto fährt mit all den Assistenzsystemen quasi von alleine, das ist sehr angenehm», sagt er. Und sein Co-Pilot, der 7-jährige Damian, schwärmt: «Mit gefällt die Sitzmassage am besten.»
Attraktionen und Stars am VW Bus Festival
Insgesamt 80 000 Besucher nahmen Teil an der grössten VW Bus-Party der Welt. Und es wimmelte nur so von Attraktionen wie Themenpavillons, Teilemarkt, Kino und 15 Food-Bullis. In der Oldtimer-Ausstellung gab es 70 Klassiker zu bestaunen – darunter den weltweit ältesten noch zugelassenen T1-Transporter («Sofie», Baujahr 1950) und einen anderen T1 als Raupenfuchs mit Kettenantrieb für das Hochgebirge. Gleichzeitig präsentierte Volkswagen Nutzfahrzeuge mit dem T6.1, dem neuen Multivan und dem ID. Buzz die Bullis der Gegenwart sowie die gesamte California-Modellpalette.
Mit Höhepunkten gespickt war das Unterhaltungsprogramm: Der Hollywoodheld und erklärte Bulli-Fan Ewan McGregor stellte den neuen ID. Buzz mit langem Radstand als Europapremiere vor. Am Freitagabend begeisterte der singende Snowboardprofi und ID. Buzz Botschafter Pat Burgener aus Lausanne mit seinem Hit «Staring At The Sun» (mehr als 5,8 Millionen Mal auf Spotify gestreamt). Am Samstag animierten die HipHop-Ikonen «Die Fantastischen Vier» zum Mitsingen. Und am Sonntag brachte der Schweizer Chartstürmer Luca Hänni die Festivalbesucher zum Tanzen.
Bulli-Film feiert Weltpremiere
Auch eine Film-Weltpremiere gab es beim VW Bus Festival zu sehen. Volkswagen Nutzfahrzeuge Pressesprecher Christian Schlüter hatte für den Dokumentarfilm #BULLILOVEstories 20 Länder im ID. Buzz bereist – und dabei die unterschiedlichsten Bulli-Anhänger getroffen. Darunter war auch der Luzerner VW Bus-Sammler Martin Duss mit Ehefrau Lara sowie den Kindern Yael und Pablo. Ihre Liebes-Geschichte – das Paar hat sich unter anderem Eheringe im VW-Design anfertigen lassen – bewegte das Publikum. Nach dem Filmende wurden alle angereisten Darsteller mit frenetischem Applaus gefeiert. «Auf einer Bühne vor so vielen Leuten zu stehen, war ein surreales Erlebnis», sagte Martin Duss. «Danach erkannten uns viele Festivalbesucher und gratulierten uns.»
Ein ähnliches Erlebnis hatte Larry Cavalli aus Bad Ragaz (SG). Der T2-Fahrer stach bei der Kürung des «Besten Tattoos» nach und nach alle seine internationalen Konkurrenten aus. Die Sieger-Trophäe wurde ihm dann von keinem Geringeren als Ewan McGregor überreicht. «Ich war noch nie auf einem so grossen Volkswagen Festival – und jetzt habe ich hier sogar einen Preis gewonnen und einen Hollywoodstar getroffen», freute sich Larry Cavalli.
Beim Abschied am Sonntag schleichte sich bei vielen Wehmut ein: Man hatte miteinander gelacht, gegessen und geschwärmt von den letzten Bulli-Abenteuern. Doch das nächste Festival und das damit verbundene Wiedersehen kommt bestimmt.