T6 Transporter für Pferde seitlich von vorne daneben Pferde auf einer Weide
Autogeschichten

Der Pferdeflüsterer – Transporte tierischer Art mit dem Transporter

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Der Pferdeflüsterer – Transporte tierischer Art mit dem Transporter

28. Dezember 2021

Gabriel Grunders Beruf ist es, Pferde anderer Leute zu transportieren – mit einem speziell umgebauten Transporter von VW Nutzfahrzeuge. Dabei stellen die vierbeinigen Kunden den Aargauer immer wieder vor neue Herausforderungen.

Text und Fotos  Dominique Zahnd

Die Strasse ist Gabriel Grunders Zuhause. Jahrelang beförderte er als Lastwagenführer die unterschiedlichsten Frachtgüter quer durch Europa. Als Postauto-Chauffeur brachte er in Brugg (AG) seine Fahrgäste jeden Tag sicher an ihr Ziel.

Jetzt transportiert er Tiere. Inspiriert dazu hat ihn sein Pferd Caruso. Der mittlerweile achtjährige Freiberger lässt sich nur mit viel Geduld davon überzeugen, in einen Anhänger zu steigen. Doch Gabriel Grunder hat die Gabe, Tiere schnell zu beruhigen und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Dieses Talent kombiniert er seit 2015 professionell mit der Leidenschaft fürs Autofahren bei seiner Firma «Caruso Pferdetransport».

Ein massgeschneiderter Transporter

Die meisten Aufträge führt er mit einem Transporter aus, der gemäss seinen Plänen von verschiedenen Partnern aufwändig neu gebaut wurde – wobei der Original-Zugkopf vom VW Nutzfahrzeuge-Werk in Polen stammt. Das Chassis ist aus Aluminium, eine zweite Hinterachse sorgt für mehr Stabilität. Die Aussenmasse des Transporters betragen stattliche 6,7 Meter in der Länge und 2,35 Meter in der Breite.

Um den Pferden das Einsteigen zu erleichtern, ist die Laderampe mit einem rutschsicheren Material verkleidet. Dank des hohen Aufbaus geniessen die Vierbeiner eine entspannte Reise mit viel Kopffreiheit, ausserdem ist der Aufbau belüftet und isoliert. Die Seitenfenster sind leicht abgedunkelt, was für ein angenehmes Licht sorgt und die empfindlichen Augen der Tiere schont – es sind Details wie diese, die zeigen, wie gut Gabriel Grunder die Bedürfnisse seiner Fahrgäste kennt.

Gabriel Grunders führt ein Pferd aus dem Transporter hinaus
Gabriel Grunder hängt ein firschgefülltes Heunetz im Innenraum des Transporter-Aufbaus

Häufig bringt er Pferde in einen neuen Stall, zu einem Ferienplatz oder in die Tierklink wegen Koliken oder Weideverletzungen. «Manchmal transportiere ich aber auch Esel, Schafe, Lamas und Schweine», sagt der Tier-Chauffeur. Heute führt ihn sein Job zum Föhrenhof in Endingen (AG).

Vor der Abfahrt in Schinznach, wo der Transporter stationiert ist, kontrolliert Gabriel Grunder nochmals das Fahrzeug – wie ein Pilot, der vor dem Abflug seine Checkliste durchgeht. Von der Batterie bis zum Öl: Punkt für Punkt wird abgehakt. Dann folgt ein Kontrollblick in den Innenraum des Aufbaus. Dieser ist bereits gereinigt und eingestreut. Als Reiseverpflegung für den tierischen Passagier hat er ein frischgefülltes Heunetz aufgehängt. Auch Belohnungs-Guetsli und Wasser dürfen nicht fehlen.

Als er auf dem Föhrenhof aus dem Transporter aussteigt, wird er sofort von einem Rudel Hunde umringt. Betriebsleiterin Karin Keller eilt herbei und begrüsst ihn herzlich. Währenddessen holt ihre Nichte Lynn, die hier reiten lernt, Cordial aus dem Stall. Für den Freiberger steht ein Besuch beim Hufschmied auf dem Programm.

Innenraum mit Kamera-Überwachung

Das Pferd lässt sich ohne Murren in den offenen Transporter führen. Das ist nicht immer so: «Einmal hat das Verladen ganze 4,5 Stunden gedauert – aber das ist glücklicherweise die Ausnahme», sagt Grunder. Nachdem Cordial sicher angebunden ist, streckt ihm Lynn zur Belohnung einen Apfel hin. Der Chauffeur schliesst die Laderampe, setzt sich hinters Steuer und wirft einen prüfenden Blick auf den Monitor neben ihm. Dank einer Kamera in der Kabine weiss er immer, was das Pferd macht.

Die Fahrt zum Hufschmied dauert nur eine halbe Stunde. Doch Gabriel Grunder ist hochkonzentriert. «Ich nehme meine Verantwortung sehr ernst», sagt er. «Das Wohl des Tieres steht immer an oberster Stelle.» Ihm ist es wichtig, den Pferden seiner Kunden höchstmöglichen Komfort zu bieten. Dazu gehört auch ein ruhiger Fahrstil in angemessen Tempo.

Das Pferd im Aufbau ist durch einen Monitor ersichtlich